16. Dezember 2024

Der Clinch um die Teilzeitarbeit: 80% oder 100%?

Immer mehr Menschen möchten Teilzeit arbeiten. Aber für wen lohnt sich das? Das sind die Vor- und Nachteile eines 80%-Jobs.

Der Wunsch nach Selbstverwirklichung und einer gesunden Work-Life-Balance ist so gross wie wohl nie. Eine repräsentative Umfrage von Swissstaffing, dem Verband der Personaldienstleister, zeigt: Immer mehr Beschäftigte möchten ihr Pensum reduzieren. In der Schweiz arbeiten über ein Drittel der Angestellten weniger als 90 Prozent. Tendenz steigend.

«Die Jahresarbeitszeiten bei einer Vollzeitstelle sind sehr hoch», sagt Michael Siegenthaler, Arbeitsmarktexperte bei der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. Wer weniger arbeitet, fühlt sich weniger gestresst und hat mehr Zeit für Erholung.

Weniger Ausfälle durch erholte Mitarbeitende

Das ist auch für Unternehmen interessant. Erholte Angestellte fallen weniger häufig aus, sind motivierter und leistungsfähiger. Dazu kommt, dass Teilzeit-Mitarbeitenden mehr Zeit für die Kinderbetreuung, den Haushalt oder die Pflege von Angehörigen bleibt. Bei einem Vollzeit-Pensum fallen diese Aufgaben meist aufs Wochenende.

Dieses Wissen nutzen Betriebe idealerweise auch bei der Personalakquise. «Durch das verstärkte Angebot von Teilzeitarbeit gewinnen Unternehmen hochqualifizierte Arbeitskräfte für sich, die ohne diese Möglichkeit dem Arbeitsmarkt verloren gehen würden», weiss Andreas Winteler, Consultant bei der Rhy Personal AG. Für Konzerne ist es daher sinnvoll, die Stellenprozente bei der Jobausschreibung variabel zu halten, um möglichst viele starke Kandidatinnen und Kandidaten zu erreichen.

«Das Arbeitszeitmodell Teilzeit ist besonders für Firmen interessant, die mit starken Schwankungen des Nachfrage- und Angebotsvolumens konfrontiert sind», ist Winteler überzeugt. Weil sich die Arbeitszeit der Teilzeitbeschäftigen nach Absprache anpassen lässt, können Unternehmen flexibler auf Marktveränderungen reagieren. Der Vorteil für beide Parteien: Bei einem allfälligen Auftragsrückgang bleiben Arbeitsplätze erhalten, bei einem Wirtschaftsaufschwung kann ein Unternehmen auf die vorhandenen Arbeitskräfte zurückgreifen.

Finanzielle Vorsorge leidet

Allerdings kann die Teilzeitarbeit zu Beginn höhere Kosten für den Arbeitgeber generieren. Denn die Koordination mehrerer Niedrigprozent-Stellen erfordert Zeit. Ausserdem besteht die Gefahr, dass sich der Informationsfluss und die Zusammenarbeit im Team erschweren. Es lohnt sich deshalb, wenn Vorgesetzte und Mitarbeitende Arbeitsabläufe definieren und den Arbeitsaufwand zusammen festlegen.

Teilzeitarbeit heisst Teilzeitrente

Auch für Arbeitnehmende kann Teilzeit Nachteile mit sich bringen. Und zwar in Bezug auf die finanzielle Absicherung. Denn die Beiträge in die AHV und die Pensionskasse fallen entsprechend tiefer aus. Bei der 2. Säule kommt ein weiterer Nachteil hinzu: Dem Lohn wird unabhängig vom Pensum ein fixer Betrag abgezogen. Das wirkt sich auf die spätere Rente aus. Fortschrittliche Pensionskassen passen diesen Koordinationsabzug aber dem Pensum an, damit kein Nachteil für Teilzeitarbeitende entsteht. Ausserdem haben Arbeitnehmende immer auch die Möglichkeit, freiwillig in die Pensionskasse oder die Säule 3a einzuzahlen, um die Rente aufzubessern. Mit dem Online-Rechner des Bundes können sich Berufstätige ihre voraussichtliche AHV-Rente berechnen lassen.

Fehlzeitquoten halbieren sich fast

Ob ein 80%- oder ein Vollzeit-Pensum besser für ein Unternehmen und deren Angestellte ist, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Die weit verbreitete Meinung, dass Teilzeitbeschäftigte wesentlich teurer seien als Vollzeitarbeitskräfte, kann Michel Wirth, CEO von Rhy Personal, jedenfalls entkräften: «Teilzeitarbeit ist grundsätzlich günstiger als Vollzeitarbeit. Die Kosten sind zwar 2.5 bis 5 Prozent höher, allerdings bringen Teilzeitarbeitende mehr als zehn Prozent mehr Leistung und die Fehlzeitquoten halbieren sich fast.» Schlussendlich spielten aber auch der Tätigkeitsbereich und die Branche eine grosse Rolle, so der Personal- und Stellenvermittler weiter. «Im Hinblick auf die Gewinnung, bzw. Reaktivierung (hoch-)qualifizierter Arbeitskräfte sehen wir für alle Parteien einen signifikanten Mehrwert.»

Suchen Sie einen geeigneten Job? Oder das passende Personal für Ihr Unternehmen? Wir unterstützen Sie mit unserem Know-how. Melden Sie sich bei uns via info@rhypersonal.ch oder unter 061 206 60 00.