Wer ist schuld am Fachkräftemangel?
28. November 2023

Wer ist schuld am Fachkräftemangel?

Fachkräftemangel trotz Arbeitslosigkeit. Der Schweizer Arbeitsmarkt ist geprägt von Widersprüchen. Wer ist Schuld am Fachkräftemangel? Eine aktuelle Arbeitsstudie zeigt die grössten Spannungsfelder auf.

Hunderttausende sind in der Schweiz strukturell arbeitslos oder unterbeschäftigt. Daran ändert offenbar auch der Fachkräftemangel nichts. Ist die Not der Unternehmen doch nicht so gross? Sicher ist, der Schweizer Arbeitsmarkt ist von Widersprüchen geprägt. Welche Spannungsfelder herrschen, zeigt die diesjährige Arbeitsmarktstudie des Outplacement-Unternehmens von Rundstedt & Partner und HR Today auf. Die Untersuchung hat kontroverse Arbeitsmarktthemen unter die Lupe genommen. Dabei stützt sie sich auf eine Umfrage mit knapp 2000 HR-Manager:innen und Führungskräfte in der ganzen Schweiz.

Polarisierung zwischen Gewinnern und Verlierern

Auch wenn Fachkräftemangel herrscht: Viele Leute möchten arbeiten, können aber nicht. Gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 2 Prozent. Was in der Statistik fehlt, sind die Fälle der strukturellen Arbeitslosigkeit. Zum Beispiel Frauen, die nach Geburt ihres Kindes nach einer längeren Pause wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren wollen. Dazu kommen Teilzeitkräfte, Temporäre und Leute im Stundenlohn. Zählt man diese dazu, steigt die Arbeitslosenquote von 8,7 Prozent an. Betroffen sind 441’000 Menschen. Ein Grund dafür sei der Strukturwandel im Arbeitsmarkt, erklärt Pascal Scheiwiler, CEO der Outplacement-Firma von Rundstedt & Partner, gegenüber Blick. Stichwort Digitalisierung. «Jobprofile verändern sich komplett. Wer ein altes Jobprofil hat, fällt durch die Maschen.»

Weniger Arbeit und trotzdem mehr Burn-out

Arbeiteten Anfang der 1990er-Jahre noch ein Viertel der Menschen Teilzeit, ist es heute bereits ein Drittel. Dennoch nehmen Erkrankungen wegen Stress zu. Laut der Befragung sind 28 Prozent der Mitarbeitenden «dauerhaft überbelastet». Auch wenn den Firmen die Stresssituation bewusst ist: Die wenigsten ändern aktiv etwas daran, kritisiert Scheiwiller.

Anhaltender Branchenkult

Für 67 Prozent der befragten Unternehmen ist es Muss, dass ihre Bewerber Branchenerfahrung mitbringen. Wer nur funktionale Erfahrung aus einer anderen Branche vorweisen kann, hat offenbar schlechte Karten. Der Fachkräftemangel hat am Branchenkult nur wenig geändert. «Das zeigt, dass die Not bei den Unternehmen gar nicht so gross ist, wie sie uns glauben machen», vermutet Scheiwiller. Michel Wirth, CEO der Rhy Personal AG, rät: «Unternehmen müssen bereit sein, Leute auszubilden und die Mitarbeitenden gezielt zu fördern.»

Eine Frage des Alters

Die Demografie in zahlreichen Industrienationen zeigt deutlich: Der aktuelle Fachkräftemangel ist eigentlich keine Überraschung. Die Babyboomer setzen sich zur Ruhe, haben aber zu wenig Kinder in die Welt gesetzt, bringt es NZZ-Journalist Benjamin Triebe auf den Punkt. Um diese Lücke zu schliessen, könnten Arbeitsnehmende über das Pensionsalter hinaus arbeiten. Das Problem: Sie sind bei den Firmen nicht gefragt. «Bei 57 Jahren liegt die kritische Grenze, danach wird es schwierig, einen neuen Job zu finden», so Schweiwiller weiter. 87 Prozent der befragten Führungskräfte sehen allerdings eine Notwendigkeit, etwas gegen das Altersdilemma zu unternehmen, wobei Michel Wirth relativiert: «Nicht jede Branche hat die Möglichkeit, pensionierte Fachkräfte weiterhin zu beschäftigen. Gerade im Baugewerbe gibt es mit dem Alter eine natürliche physische Grenze.» Viele Unternehmen hätten zudem in Zeiten von Personalüberschuss die Chance verpasst, junge Leute einzustellen, die das Know-how der älteren Generation übernehmen. «Man hat die älteren Mitarbeitenden entlassen und der Nachwuchs hat das Know-how nicht.»

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