Vier-Tage-Woche: Utopie oder gerechtfertigte Forderung?
Vier-Tage-Woche? Grossbritannien hat es ausprobiert: 61 Unternehmen haben in einem Pilotprojekt die Arbeitswoche auf vier Tage beschränkt. Ist das die Zukunft? Was gut klingt, hat auch gut funktioniert. Trotzdem bleibt eine gewisse Skepsis gegenüber diesem Modell. Was spricht dafür, was dagegen? Eine Übersicht.
100 Prozent Lohn, aber nur vier Tage pro Woche arbeiten? Das klingt gut. Ein Tag pro Woche fürs Einkaufen, Putzen oder Wäsche waschen. Das ist attraktiv. Oder lieber drei Tage lang Wochenende? «4 Day Week Global» führte zwischen Juni und Dezember 2022 mit rund 2900 Mitarbeitenden eine wissenschaftliche Testphase durch. Mit folgenden Erkenntnissen.
Effizienzsteigerung
61 Unternehmen haben während einem halben Jahr die verkürzte Vier-Tage-Woche getestet: 80 Prozent arbeiten bei vollem Lohn. Die Auswirkungen? Im Vergleich zur Vorjahresperiode stieg die Effizienz um durchschnittlichen 35 Prozent und der Umsatz um 1.4 Prozent. Auch die Mitarbeitenden bewerteten den Versuch positiv: Die Pilotstudie zeigt: 62 Prozent konnten ihre familiären Verpflichtungen besser mit den beruflichen vereinbaren.
Neues System ein Volltreffer
56 von 61 Arbeitgebern wollen das Konzept beibehalten. Und das, obschon bei den Unternehmen zunächst grosse Skepsis herrschte. Brendan Burchell von der Universität Cambridge erklärt: «Viele haben gezweifelt, ob wir eine Steigerung der Produktivität sehen würden, die die Verkürzung der Arbeitszeit ausgleicht – aber genau das haben wir festgestellt.» Wie funktioniert das? Zum Beispiel seien lange Meetings abgeschafft worden, so die Auswertung der Studie. Ausserdem seien krankheitsbedingte Ausfälle zurückgegangen.
Lösung für alle Branchen?
Am Experiment «4 Day Week Global» teilgenommen haben Unternehmen aus dem Finanzsektor, der IT-Branche, der Gastronomie oder der Baubranche. Gerade in Bereichen, welche Output bezogen sind, scheint die Vier-Tage-Woche eine mögliche Zukunft zu sein. Wer effizienter arbeitet, hat mehr Freizeit. Wenn es jedoch um Branchen geht, wo Arbeitnehmende zeitlich vor Ort sein müssen, können Schwierigkeiten auftreten, so die Auswertung der Studie.
Spezialfall Gesundheitswesen
René Heinis von der Rhy Personal AG bestätigt dies: «Gerade im Gesundheitswesen brauchen wir die zusätzlichen Stunden. Hier fehlen uns bereits die Fachkräfte.» Ähnlich sieht das der Wirtschaftswissenschaftler Andrew Lee. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung gibt er zu bedenken, dass es gerade in systemrelevanten Branchen nicht möglich sei, die Produktivität zu steigern. Um dem Bedürfnis nach zeitlicher Entlastung gerecht zu werden, hat Heinis einen anderen Vorschlag: «Die Belastung ist dadurch steuerbarer, denn eine Vollzeitstelle kann sehr fordernd sein. Deshalb bieten wir in Zusammenarbeit mit Spitälern der Region vermehrt Teilzeitstellen an.»
Teilzeit, aber weniger Lohn
Doch führt ein reduziertes Pensum nicht zwangsläufig zu weniger Lohn? Geschäftsführer Heinis relativiert: «Im Gesundheitswesen ist es möglich, trotz Teilzeit einen passenden Lohn zu behalten. Wir sehen, dass viele Arbeitnehmende bewusst Wochenend- oder Nachtdienste übernehmen. Durch die entsprechenden Zulagen können Sie den entstandenen Verlust kompensieren.»
Viele Wege führen zur Vier-Tage-Woche
Eine allgemeingültige Pauschallösung scheint es jedenfalls nicht zu geben. Deshalb setzt sich die Rhy Personal AG aktiv dafür ein, jeweils eine passende Lösung beim Vermitteln von Personal zu finden. Sei dies nun im Payrolling, bei der Vermittlung von temporären Einsätzen oder bei der klassischen Stellensuche.
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